Geburtseinleitung » Alles Wichtige erklärt | windeln.de

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Medizinische und persönliche Gründe können eine Geburtseinleitung erforderlich machen. Es stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die von Hausmitteln bis zu medizinischen Eingriffen reichen. Neben Vorteilen wie einer geringeren Kaiserschnittrate gibt es auch Nachteile wie ein erhöhtes Risiko für weitere Eingriffe und invasive Überwachungsmethoden.

Dr. Verena Breitenbach

Die Autorin, Dr. Verena Breitenbach, ist eine ganzheitliche Frauenärztin mit internationalem Studium und breiter Ausbildung in Naturheilkunde, Psychosomatik, Onkologie und mehr…

Alle Beiträge des Experten

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Die Entscheidung für eine Geburtseinleitung kann sich positiv auf Mutter und Kind auswirken – Die meisten Frauen wünschen sich eine spontane, natürliche Geburt – trotzdem kann aus verschiedenen Gründen eine künstliche Geburtseinleitung nötig werden.


Gründe für eine Geburtseinleitung

Die wichtigste medizinische Indikation für eine künstliche Geburtseinleitung ist das sogenannte „Übertragen“. Eine Schwangerschaft dauert rein rechnerisch 10 Monate oder 40 Wochen. Da der Zeitpunkt der Empfängnis in der Regel nicht exakt bekannt ist, erfolgt die Berechnung dieses Zeitraums ab dem ersten Tag der letzten Monatsblutung. Mit dem Überschreiten des errechneten Geburtstermins ist die Schwangerschaft rein rechnerisch zu Ende.

Nur ungefähr drei Prozent der Kinder kommen jedoch zu diesem Termin zur Welt, die meisten Babys werden innerhalb von zwei Wochen vor oder nach dem errechneten Geburtstermin geboren. Wenn das Baby nach diesem Tag noch auf sich warten lässt, ist das zunächst nicht gefährlich. Die Ärzte werden Mutter und Kind in der 41. und 42. Schwangerschaftswoche besonders engmaschig überwachen, die Untersuchungen erfolgen in der Regel in Tagesintervallen.

Spätestens in der zweiten Hälfte der 42. Woche wird die Geburt dann künstlich eingeleitet, da die Gefahr besteht, dass die Plazenta ihre Funktionen dann nicht mehr vollständig erfüllt und das Baby deshalb unter Sauerstoffmangel, anderen Versorgungsmängeln oder Kreislaufproblemen leiden könnte.

Ganz unumstritten ist das „Übertragen“ als Grund für die Geburtseinleitung auch unter Medizinern nicht. Aus Sicht der meisten Ärzte ist das Risiko jedoch zu groß, noch länger auf eine natürliche Geburt zu warten.

Andere Gründe für eine Geburtseinleitung sind

  • Nach erfolgtem Blasensprung setzen keine Wehen ein. Bei den meisten Frauen beginnen die Wehen und damit der Geburtsprozess nach dem Blasensprung innerhalb von 24 Stunden. Wenn dies nicht passiert, steigt die Gefahr von Infektionen, so dass der Mutter angeboten wird, die Geburt künstlich einzuleiten. Wenn die Geburt nach 48 Stunden immer noch nicht in Gang kommt, ist eine Geburtseinleitung in der Regel unvermeidlich.
  • Diabetikerinnen wird, unter der Voraussetzung, dass sich ihr Baby normal entwickelt hat, nach der 38. Schwangerschaftswoche eine künstliche Geburtseinleitung empfohlen – unter anderem deshalb, weil die Kinder zuckerkranker Frauen oft besonders groß sind, woraus Geburtskomplikationen resultieren können.
  • Andere chronische oder akute Leiden, beispielsweise eine Präeklampsie (hypertensive Gestose, früher „Schwangerschaftsvergiftung„), Nieren- oder Lebererkrankungen, die dem Wohlbefinden von Mutter und Baby schaden oder Geburtskomplikationen nach sich ziehen könnten.
  • Starke körperliche und psychische Belastungen der Schwangeren (nach dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche, sofern das Baby reif genug ist).
  • Eine Unterversorgung des Babys.
  • Eine individuelle ärztliche Entscheidung erfordert auch der Wunsch nach einer Geburtseinleitung aus persönlichen Gründen, beispielsweise wegen eines Auslandsaufenthalts des Vaters, der sonst die Geburt verpassen würde.
  • Auch eine sehr lange dauernde oder stockende Geburt kann wehenfördernde Maßnahmen erfordern.

Welche Verfahren zur Geburtseinleitung gibt es?

Generell gilt: Das Baby bestimmt selbst, wann es zur Welt kommt, wobei komplexe körperliche Vorgänge zusammenwirken. Wenn es nicht möglich ist, auf diesen Termin zu warten, gibt es verschiedene Verfahren, die Geburt in Gang zu bringen.

Wenn das Baby nach der 40. Schwangerschaftswoche noch auf sich warten lässt, raten Hebammen zunächst zu Hausmitteln – Sex, der auch wehenfördernde Prostaglandine freisetzt, Bewegung, warme Bäder – sowie zu naturheilkundlichen Verfahren. Hierzu gehören zum Beispiel Aromatherapien, homöopathische Arzneien, die Stimulation der Brustwarzen, Einläufe oder der sogenannte Wehencocktail (eine Mischung aus Aprikosensaft, Eisenkraut, Rizinusöl und etwas Cognac oder Sekt).

Wichtig: Naturheilkundliche Verfahren zur Wehenförderung bedürfen immer einer medizinischen Überwachung. Vor allem der Wehencocktail kann sehr heftige Wehen und – falls der Muttermund noch nicht weit genug geöffnet ist – auch Risiken für Mutter und Kind zur Folge haben.

Medizinische Verfahren zur Geburtseinleitung sind

  • Die Eröffnung der Fruchtblase (Blasensprengung), die heute nur noch selten Verwendung findet. Die Geburt muss danach innerhalb kurzer Zeit (maximal 24 bis 48 Stunden) erfolgen, da das Risiko für Infektionen und einen Nabelschnurvorfall steigt – letzterer ist in der Regel eine Indikation für eine Kaiserschnittgeburt.
  • Bei der Eipolablösung wir die Fruchtblase durch manuelle Einwirkung vom Gebärmutterhals gelöst. Hierbei werden Prostaglandine freigesetzt. In etwa 50 Prozent aller Fälle kommt danach innerhalb von 48 Stunden die Geburt in Gang. Die Prozedur kann schmerzhaft sein, bietet jedoch die Chance, dass keine zusätzlichen Maßnahmen zur Wehenförderung oder Geburtseinleitung nötig sind. Das Risiko für Geburtskomplikationen oder einen Kaiserschnitt wird hierdurch nicht erhöht.
  • Die Verabreichung von Prostaglandinen als Vaginalzäpfchen, – Tabletten oder -Gel, was innerhalb von kurzer Zeit oft heftige Wehen auslöst.
  • Die Verabreichung des sogenannten Wehentropfes – einer Infusion mit Syntocinon, einer synthetischen Variante des Kuschel-, Wehen- und Stillhormons Oxytocin. Hieraus resultieren ebenfalls innerhalb kurzer Zeit sehr heftige Wehen und oft ein sogenannter „Wehensturm“. Zusammen mit dem Wehentropf wird den Gebärenden wegen der zum Teil kaum noch kontrollierbaren Schmerzen auch eine Periduralanästhesie (regionale Betäubung, PDA) angeboten.

Pro´ s für die Geburtseinleitung

Die Zahl künstlicher Geburtseinleitungen nimmt weltweit zu. Bei den Verfechtern der natürlichen Geburt ist dieser Trend umstritten. Trotzdem kann die Entscheidung dafür nötig und auch mit Vorteilen für Mutter und Kind verbunden sein.

Eine Meta-Studie der US-amerikanischen Stanford University hat zahlreiche Untersuchungen zur künstlichen Geburtseinleitung ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass bei „übertragenen“ Babys bei zu langem Warten auf den Geburtsbeginn oft die Nachteile des Wartens überwiegen – beispielsweise ist dann oft bereits Mekonium (Kindspech, der erste Stuhl des Babys) ins Fruchtwasser eingedrungen, was für das Kind belastend ist.

Bereits in der 41. Schwangerschaftswoche zeigten viele Kinder runzelige Haut und andere Anzeichen dafür, dass ihre die Schwangerschaft bereits zu lange dauert. Außerdem wiesen die Wissenschaftler im Hinblick auf eine künstliche Geburtseinleitung ab der 41. Schwangerschaftswoche nach, dass hierdurch die Wahrscheinlichkeit für einen (alternativen) Kaiserschnitt geringer wird.

Bei vielen anderen medizinischen Indikationen für eine Geburtseinleitung stellt sich die Frage nach den Pro´s und Contras nicht, da mit einer natürlichen Geburt zu große Risiken verbunden wären. Bei persönlichen Indikationen stellt sich die Frage, ob die Erfüllung des Wunsches der Mutter durch ein besseres emotionales Gleichgewicht nicht auch den Geburtsprozess positiv beeinflusst.

Contras für die Geburtseinleitung

Gegner der künstlichen Geburtseinleitung äußern oft den Vorwurf, dass entsprechende Maßnahmen nur dazu dienen, die Terminplanung der Geburtskliniken zu erleichtern oder Schwangere den Wunsch danach aus „egoistischen“ Motiven äußern – aus unserer Sicht geht es hier jedoch um subjektive Gründe, deren Nachweis aussteht. Wissenschaftlich belegt ist, dass, jeweils im Vergleich zu Frauen, die spontan gebären:

  • nach Interventionen zur Geburtseinleitung wegen intensiver Wehen und starker Schmerzen fast doppelt so häufig eine Periduralanästhesie gegeben werden muss.
  • bei einer eingeleiteten Geburt die Notwendigkeit für weitere wehenfördernde Maßnahmen um 60 Prozent erhöht ist.
  • 60 Prozent mehr invasive Überwachungsmethoden (internes CGT/Kardiotokografie zur Überwachung der Herztöne, Fetalblutabnahmen) nötig sind.
  • sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Geburt durch vaginal-invasive Methoden (Geburtszange, Saugglocke) um 30 Prozent und die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt um 50 Prozent erhöht.

Das wichtigste Kriterium dafür, wie erfolgreich eine Geburtseinleitung ist und welche weiteren medizinischen Interventionen sie nach sich ziehen kann, ist der Reifegrad des Muttermundes. Geburtshelfer bewerten diesen und damit den Fortschritt des Geburtsprozesses auf einer Skala von 1 bis 10 nach dem sogenannten Bishop-Score.

Ein Wert von 8 und mehr bedeutet, dass der Muttermund bereit für die Geburt ist. Die Einleitung der Geburt hat damit ihr Ziel erreicht – mit sinkender Wahrscheinlichkeit, dass weitere Maßnahmen nötig sind, um den Geburtsprozess voranzubringen.

Kann eine Geburtseinleitung mit Spätfolgen verbunden sein?

Wissenschaftliche Studien zu Spätfolgen einer Geburtseinleitung gibt es bisher nicht – möglicherweise auch aus dem Grund, dass es sie nicht gibt. Eine natürliche und möglichst sanfte Geburt ist ein Wunsch, den wohl die meisten Mütter haben. Der französische Geburtshelfer Frederick Leboyer hat umfassend beschrieben, wie wichtig sie in emotionaler Hinsicht für die Bindung zwischen Müttern und ihren Babys ist.

Aber auch Frauen, die ihre Babys durch eine eingeleitete Geburt oder durch einen Kaiserschnitt entbinden, brauchen nicht befürchten, dass deshalb das emotionale Verhältnis zu ihren Kindern leidet. Der Wiener Gynäkologe Professor Dr. Peter Husslein schreibt, dass hier das gleichberechtigte Gespräch zwischen den Schwangeren und ihren Ärzten eine entscheidende Rolle spielt, um im Hinblick auf eine mögliche Geburtseinleitung die bestmögliche Lösung für jede Frau sowie ihr Kind zu finden.

© thingamajiggs – Fotolia.com

Fazit

  • Eine künstliche Geburtseinleitung kann aus verschiedenen medizinischen oder persönlichen Indikationen nötig werden.
  • Der Hauptgrund für eine eingeleitete Geburt ist, dass das Baby nach dem errechneten Geburtstermin zu lange auf sich warten lässt.
  • Mit einer eingeleiteten Geburt können sehr starke Wehen verbunden sein, die zum Teil weitere medizinische Interventionen nach sich ziehen.
  • Das wichtigste Kriterium für eine erfolgreiche Geburtseinleitung ist der Reifegrad des Muttermundes – wenn dieser für die Geburt bereit ist, sinkt das Risiko für weitere Komplikationen.
  • Spätfolgen inklusive emotionaler Bindungsschwierigkeiten durch eine eingeleitete Geburt müssen die Mütter nicht befürchten.
Tipp von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Eine natürliche Geburt ist immer anzustreben. Sie hat weniger Nebenwirkungen und ist für die Mutter-Kind-Beziehung und die Erinnerung an die Geburt besser.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Dr. Verena Breitenbach

Die Autorin, Dr. Verena Breitenbach, ist eine ganzheitliche Frauenärztin mit internationalem Studium und breiter Ausbildung in Naturheilkunde, Psychosomatik, Onkologie und mehr…

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Die Entscheidung für eine Geburtseinleitung kann sich positiv auf Mutter und Kind auswirken – Die meisten Frauen wünschen sich eine spontane, natürliche Geburt – trotzdem kann aus verschiedenen Gründen eine künstliche Geburtseinleitung nötig werden.


Gründe für eine Geburtseinleitung

Die wichtigste medizinische Indikation für eine künstliche Geburtseinleitung ist das sogenannte „Übertragen“. Eine Schwangerschaft dauert rein rechnerisch 10 Monate oder 40 Wochen. Da der Zeitpunkt der Empfängnis in der Regel nicht exakt bekannt ist, erfolgt die Berechnung dieses Zeitraums ab dem ersten Tag der letzten Monatsblutung. Mit dem Überschreiten des errechneten Geburtstermins ist die Schwangerschaft rein rechnerisch zu Ende.

Nur ungefähr drei Prozent der Kinder kommen jedoch zu diesem Termin zur Welt, die meisten Babys werden innerhalb von zwei Wochen vor oder nach dem errechneten Geburtstermin geboren. Wenn das Baby nach diesem Tag noch auf sich warten lässt, ist das zunächst nicht gefährlich. Die Ärzte werden Mutter und Kind in der 41. und 42. Schwangerschaftswoche besonders engmaschig überwachen, die Untersuchungen erfolgen in der Regel in Tagesintervallen.

Spätestens in der zweiten Hälfte der 42. Woche wird die Geburt dann künstlich eingeleitet, da die Gefahr besteht, dass die Plazenta ihre Funktionen dann nicht mehr vollständig erfüllt und das Baby deshalb unter Sauerstoffmangel, anderen Versorgungsmängeln oder Kreislaufproblemen leiden könnte.

Ganz unumstritten ist das „Übertragen“ als Grund für die Geburtseinleitung auch unter Medizinern nicht. Aus Sicht der meisten Ärzte ist das Risiko jedoch zu groß, noch länger auf eine natürliche Geburt zu warten.

Andere Gründe für eine Geburtseinleitung sind

  • Nach erfolgtem Blasensprung setzen keine Wehen ein. Bei den meisten Frauen beginnen die Wehen und damit der Geburtsprozess nach dem Blasensprung innerhalb von 24 Stunden. Wenn dies nicht passiert, steigt die Gefahr von Infektionen, so dass der Mutter angeboten wird, die Geburt künstlich einzuleiten. Wenn die Geburt nach 48 Stunden immer noch nicht in Gang kommt, ist eine Geburtseinleitung in der Regel unvermeidlich.
  • Diabetikerinnen wird, unter der Voraussetzung, dass sich ihr Baby normal entwickelt hat, nach der 38. Schwangerschaftswoche eine künstliche Geburtseinleitung empfohlen – unter anderem deshalb, weil die Kinder zuckerkranker Frauen oft besonders groß sind, woraus Geburtskomplikationen resultieren können.
  • Andere chronische oder akute Leiden, beispielsweise eine Präeklampsie (hypertensive Gestose, früher „Schwangerschaftsvergiftung„), Nieren- oder Lebererkrankungen, die dem Wohlbefinden von Mutter und Baby schaden oder Geburtskomplikationen nach sich ziehen könnten.
  • Starke körperliche und psychische Belastungen der Schwangeren (nach dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche, sofern das Baby reif genug ist).
  • Eine Unterversorgung des Babys.
  • Eine individuelle ärztliche Entscheidung erfordert auch der Wunsch nach einer Geburtseinleitung aus persönlichen Gründen, beispielsweise wegen eines Auslandsaufenthalts des Vaters, der sonst die Geburt verpassen würde.
  • Auch eine sehr lange dauernde oder stockende Geburt kann wehenfördernde Maßnahmen erfordern.

Welche Verfahren zur Geburtseinleitung gibt es?

Generell gilt: Das Baby bestimmt selbst, wann es zur Welt kommt, wobei komplexe körperliche Vorgänge zusammenwirken. Wenn es nicht möglich ist, auf diesen Termin zu warten, gibt es verschiedene Verfahren, die Geburt in Gang zu bringen.

Wenn das Baby nach der 40. Schwangerschaftswoche noch auf sich warten lässt, raten Hebammen zunächst zu Hausmitteln – Sex, der auch wehenfördernde Prostaglandine freisetzt, Bewegung, warme Bäder – sowie zu naturheilkundlichen Verfahren. Hierzu gehören zum Beispiel Aromatherapien, homöopathische Arzneien, die Stimulation der Brustwarzen, Einläufe oder der sogenannte Wehencocktail (eine Mischung aus Aprikosensaft, Eisenkraut, Rizinusöl und etwas Cognac oder Sekt).

Wichtig: Naturheilkundliche Verfahren zur Wehenförderung bedürfen immer einer medizinischen Überwachung. Vor allem der Wehencocktail kann sehr heftige Wehen und – falls der Muttermund noch nicht weit genug geöffnet ist – auch Risiken für Mutter und Kind zur Folge haben.

Medizinische Verfahren zur Geburtseinleitung sind

  • Die Eröffnung der Fruchtblase (Blasensprengung), die heute nur noch selten Verwendung findet. Die Geburt muss danach innerhalb kurzer Zeit (maximal 24 bis 48 Stunden) erfolgen, da das Risiko für Infektionen und einen Nabelschnurvorfall steigt – letzterer ist in der Regel eine Indikation für eine Kaiserschnittgeburt.
  • Bei der Eipolablösung wir die Fruchtblase durch manuelle Einwirkung vom Gebärmutterhals gelöst. Hierbei werden Prostaglandine freigesetzt. In etwa 50 Prozent aller Fälle kommt danach innerhalb von 48 Stunden die Geburt in Gang. Die Prozedur kann schmerzhaft sein, bietet jedoch die Chance, dass keine zusätzlichen Maßnahmen zur Wehenförderung oder Geburtseinleitung nötig sind. Das Risiko für Geburtskomplikationen oder einen Kaiserschnitt wird hierdurch nicht erhöht.
  • Die Verabreichung von Prostaglandinen als Vaginalzäpfchen, – Tabletten oder -Gel, was innerhalb von kurzer Zeit oft heftige Wehen auslöst.
  • Die Verabreichung des sogenannten Wehentropfes – einer Infusion mit Syntocinon, einer synthetischen Variante des Kuschel-, Wehen- und Stillhormons Oxytocin. Hieraus resultieren ebenfalls innerhalb kurzer Zeit sehr heftige Wehen und oft ein sogenannter „Wehensturm“. Zusammen mit dem Wehentropf wird den Gebärenden wegen der zum Teil kaum noch kontrollierbaren Schmerzen auch eine Periduralanästhesie (regionale Betäubung, PDA) angeboten.

Pro´ s für die Geburtseinleitung

Die Zahl künstlicher Geburtseinleitungen nimmt weltweit zu. Bei den Verfechtern der natürlichen Geburt ist dieser Trend umstritten. Trotzdem kann die Entscheidung dafür nötig und auch mit Vorteilen für Mutter und Kind verbunden sein.

Eine Meta-Studie der US-amerikanischen Stanford University hat zahlreiche Untersuchungen zur künstlichen Geburtseinleitung ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass bei „übertragenen“ Babys bei zu langem Warten auf den Geburtsbeginn oft die Nachteile des Wartens überwiegen – beispielsweise ist dann oft bereits Mekonium (Kindspech, der erste Stuhl des Babys) ins Fruchtwasser eingedrungen, was für das Kind belastend ist.

Bereits in der 41. Schwangerschaftswoche zeigten viele Kinder runzelige Haut und andere Anzeichen dafür, dass ihre die Schwangerschaft bereits zu lange dauert. Außerdem wiesen die Wissenschaftler im Hinblick auf eine künstliche Geburtseinleitung ab der 41. Schwangerschaftswoche nach, dass hierdurch die Wahrscheinlichkeit für einen (alternativen) Kaiserschnitt geringer wird.

Bei vielen anderen medizinischen Indikationen für eine Geburtseinleitung stellt sich die Frage nach den Pro´s und Contras nicht, da mit einer natürlichen Geburt zu große Risiken verbunden wären. Bei persönlichen Indikationen stellt sich die Frage, ob die Erfüllung des Wunsches der Mutter durch ein besseres emotionales Gleichgewicht nicht auch den Geburtsprozess positiv beeinflusst.

Contras für die Geburtseinleitung

Gegner der künstlichen Geburtseinleitung äußern oft den Vorwurf, dass entsprechende Maßnahmen nur dazu dienen, die Terminplanung der Geburtskliniken zu erleichtern oder Schwangere den Wunsch danach aus „egoistischen“ Motiven äußern – aus unserer Sicht geht es hier jedoch um subjektive Gründe, deren Nachweis aussteht. Wissenschaftlich belegt ist, dass, jeweils im Vergleich zu Frauen, die spontan gebären:

  • nach Interventionen zur Geburtseinleitung wegen intensiver Wehen und starker Schmerzen fast doppelt so häufig eine Periduralanästhesie gegeben werden muss.
  • bei einer eingeleiteten Geburt die Notwendigkeit für weitere wehenfördernde Maßnahmen um 60 Prozent erhöht ist.
  • 60 Prozent mehr invasive Überwachungsmethoden (internes CGT/Kardiotokografie zur Überwachung der Herztöne, Fetalblutabnahmen) nötig sind.
  • sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Geburt durch vaginal-invasive Methoden (Geburtszange, Saugglocke) um 30 Prozent und die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt um 50 Prozent erhöht.

Das wichtigste Kriterium dafür, wie erfolgreich eine Geburtseinleitung ist und welche weiteren medizinischen Interventionen sie nach sich ziehen kann, ist der Reifegrad des Muttermundes. Geburtshelfer bewerten diesen und damit den Fortschritt des Geburtsprozesses auf einer Skala von 1 bis 10 nach dem sogenannten Bishop-Score.

Ein Wert von 8 und mehr bedeutet, dass der Muttermund bereit für die Geburt ist. Die Einleitung der Geburt hat damit ihr Ziel erreicht – mit sinkender Wahrscheinlichkeit, dass weitere Maßnahmen nötig sind, um den Geburtsprozess voranzubringen.

Kann eine Geburtseinleitung mit Spätfolgen verbunden sein?

Wissenschaftliche Studien zu Spätfolgen einer Geburtseinleitung gibt es bisher nicht – möglicherweise auch aus dem Grund, dass es sie nicht gibt. Eine natürliche und möglichst sanfte Geburt ist ein Wunsch, den wohl die meisten Mütter haben. Der französische Geburtshelfer Frederick Leboyer hat umfassend beschrieben, wie wichtig sie in emotionaler Hinsicht für die Bindung zwischen Müttern und ihren Babys ist.

Aber auch Frauen, die ihre Babys durch eine eingeleitete Geburt oder durch einen Kaiserschnitt entbinden, brauchen nicht befürchten, dass deshalb das emotionale Verhältnis zu ihren Kindern leidet. Der Wiener Gynäkologe Professor Dr. Peter Husslein schreibt, dass hier das gleichberechtigte Gespräch zwischen den Schwangeren und ihren Ärzten eine entscheidende Rolle spielt, um im Hinblick auf eine mögliche Geburtseinleitung die bestmögliche Lösung für jede Frau sowie ihr Kind zu finden.

© thingamajiggs – Fotolia.com

Fazit

  • Eine künstliche Geburtseinleitung kann aus verschiedenen medizinischen oder persönlichen Indikationen nötig werden.
  • Der Hauptgrund für eine eingeleitete Geburt ist, dass das Baby nach dem errechneten Geburtstermin zu lange auf sich warten lässt.
  • Mit einer eingeleiteten Geburt können sehr starke Wehen verbunden sein, die zum Teil weitere medizinische Interventionen nach sich ziehen.
  • Das wichtigste Kriterium für eine erfolgreiche Geburtseinleitung ist der Reifegrad des Muttermundes – wenn dieser für die Geburt bereit ist, sinkt das Risiko für weitere Komplikationen.
  • Spätfolgen inklusive emotionaler Bindungsschwierigkeiten durch eine eingeleitete Geburt müssen die Mütter nicht befürchten.
Tipp von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Eine natürliche Geburt ist immer anzustreben. Sie hat weniger Nebenwirkungen und ist für die Mutter-Kind-Beziehung und die Erinnerung an die Geburt besser.
Arztgeprüft

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