Hochbegabte Kinder – nicht immer werden ihre überdurchschnittlichen Fähigkeiten frühzeitig erkannt. Dies kann – muss nicht – zu Problemen führen und sich gar in unterdurchschnittlichen Leistungen äußern. Sowohl Kinder als auch Eltern und Erzieher stehen vor einer Herausforderung: Wie wird die Hochbegabung erkannt, wie mit ihr umgegangen?
Hochbegabte Kinder sind „anders“
Eine Hochbegabung kann bei Kindern in unterschiedlichen Bereichen liegen. Das eine hat besondere sprachliche Fähigkeiten, das andere mathematische, sportliche oder musikalische. Einige zeigen sich in mehreren Bereichen überdurchschnittlich begabt.
Sie sind Gleichaltrigen in diesen Bereichen voraus, was zu verschiedenen Problemen führen kann: Ein hochbegabtes Kind langweilt sich bei Dingen, die anderen Spaß machen, es möchte etwas tun, für das es von Erwachsenen als zu jung gehalten wird, es kann sich schlecht in Spiele einbringen, weil andere Kinder es nicht verstehen – überfordert sind.
Dies sind nur einige Möglichkeiten, wie eine Hochbegabung dazu führt, dass ein Kind ausgegrenzt wird. Vielleicht gilt es als besserwisserisch, vielleicht spielt es den Clown oder Störenfried, um die gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erhalten, vielleicht zieht es sich zurück, weil es sich unverstanden fühlt.
Es kommt vor, dass hochbegabte Kinder in der Schule schlechte Leistungen erbringen. Dies kann in einer Unterforderung begründet sein, aber auch daran liegen, dass es sich anpassen möchte: Das Kind erkennt, dass seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten und Leistungen zur Ausgrenzung führen, und schraubt diese daher zurück.
Wichtig, zu wissen
Ein hochbegabtes Kind ist seinem Alter in einem oder mehreren Bereichen voraus. Die emotionale Entwicklung verläuft jedoch wie bei jedem anderen Kind. Problematisch kann es werden, wenn das Kind dennoch sehr sensible Wahrnehmungsfähigkeit hat und die damit einhergehenden stärkeren Emotionen verarbeiten muss.
Spiel, Spaß und Ausdrucksmöglichkeiten sind auch bei hochbegabten Kindern wichtig für die Entwicklung, die Ansprüche unterscheiden sich nur von denen Gleichaltriger.
Hochbegabte Kinder benötigen Förderung und Herausforderung, müssen aber zugleich auch Kind sein dürfen.
Hochbegabung erkennen
Da sich eine Hochbegabung beim Kind auf unterschiedlichste Weise bemerkbar machen kann, ist es häufig schwer, sie zu erkennen. Gilt es im Kindergarten als Störenfried, werden womöglich erzieherische Probleme vermutet.
Zieht es sich hingegen zurück, schließen Erzieher eventuell auf eine Entwicklungsstörung, statt auf Hochbegabung. Beteiligt es sich nicht im Unterricht, wird es als faul bezeichnet.
So und anders können hochbegabte Kinder eingeschätzt werden. Es gibt zahlreiche Anzeichen, die neben überdurchschnittlichen Leistungen Hinweis auf eine Hochbegabung sein können.
Es findet an den üblichen „altersgemäßen“ Beschäftigungen keinen Gefallen, ist überaus kritisch, hinterfragt Entscheidungen, lernt früh sprechen oder lesen, reagiert sehr sensibel oder emotional, fühlt sich ausgeschlossen, ist unsicher, neigt dazu, lautstark Aufmerksamkeit zu erregen, ist diskussionsfreudig, wirkt verträumt, und so weiter.
Definition
Bisher gibt es keine einheitliche Definition der Hochbegabung, da sie sich sowohl in unterschiedlichen Bereichen als auch in unterschiedlicher Weise zeigen kann. Hochbegabung ist ein Potenzial, das entdeckt und gefördert werden muss.
Die Hochbegabung feststellen
Zur eindeutigen Feststellung einer Hochbegabung ist nur ein Fachmann in der Lage. Um die Begabung zu messen, werden Intelligenztests herangezogen.
Dies ist wichtig, denn nicht jede der obigen Eigenschaften und Verhaltensweisen lässt zwangsläufig auf eine Hochbegabung schließen, es können immer auch andere Ursachen zugrunde liegen.
Schlechte Noten sind weder ein eindeutiges Zeichen für mangelnde Intelligenz, noch für Faulheit, noch für Hochbegabung, voreilige Schlüsse sind daher fehl am Platz.
Ein spezieller Intelligenztest, der sogenannte Hochbegabtentest, gilt bislang als einzige Möglichkeit, eine Hochbegabung eindeutig festzustellen. Allgemein wird ab einem Intelligenzquotienten von 130 von einer Hochbegabung ausgegangen.
Es handelt sich hierbei um den Versuch, die individuelle Begabung festzustellen und zu „messen“.
Problematisch ist, dass sich gerade ein hochbegabtes Kind – möglicherweise unbewusst – bei einem solchen Test zurückhalten kann, um nicht wieder aufzufallen, sondern als „normal“ eingestuft zu werden. Daher kann ein geringerer Intelligenzquotient festgestellt werden, als eigentlich vorliegt.
Ein versierter Psychologe wird aus diesem Grund neben dem Test ausführliche Gespräche mit Eltern und Kind zu einer Diagnose heranziehen.
Umgang mit der Hochbegabung
Förderung ist wichtig, ebenso ein verständnisvoller Umgang mit dem Kind. Das Kind sollte seine Interessen und das Tempo, etwas zu lernen, selbst bestimmen dürfen. Daneben darf es gerne Anregungen erhalten, sich mit anderen Themen zu beschäftigen.
Kurz: Es muss seine Stärken ausleben können. Neben ihren besonderen Fähigkeiten haben aber hochbegabte Kinder, wie jeder Mensch, auch Schwächen, die ebenfalls erlaubt sein müssen.
Sowohl für Eltern als auch für Kinder ist der Umgang mit der Hochbegabung ein Lernprozess, der mit Schwierigkeiten einhergehen kann. Offene Gespräche mit dem Kind sind ebenso wichtig wie mit Erziehern im Kindergarten und Lehrern in der Schule.
Unterstützung suchen
In Deutschland gibt es verschiedene Beratungsstellen, die im Umgang mit hochbegabten Kindern Unterstützung anbieten. Eine davon ist die Deutsche Gesellschaft für hochbegabte Kinder e.V. (DGhK).
Der gemeinnützige Verein ist an verschiedenen Orten lokal vertreten, Pädagogen und Psychologen geben fachmännischen Rat, auch Selbsthilfegruppen werden organisiert.
Die DGhK führt ab einem Alter von zweieinhalb Jahren Intelligenztests zur Feststellung einer eventuellen Hochbegabung durch, erläutert im Anschluss die Ergebnisse und bietet individuelle Beratungen an.
Über weitere Beratungsstellen in Deutschland informiert die KARG Stiftung.
Zusammenfassend: Eine Hochbegabung ist bei Kindern nicht immer einfach festzustellen und kann sich in unterschiedlichster Weise äußern. Der Umgang mit einem solchen Kind erfordert zunächst das Erkennen der Hochbegabung.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.