Blinddarmentzündung beim Kind » Operation ist nötig

Blinddarmentzündung beim Kind » Operation ist nötig

Kinder klagen häufig über Bauchschmerzen, die sowohl harmlose als auch ernste Ursachen haben können. Eine Blinddarmentzündung ist eine dieser ernsten Ursachen, die schnell operativ behandelt werden muss. Wichtig ist, die Symptome frühzeitig zu erkennen.

Dr. Anne Hilgendorff

Anne Hilgendorff ist Kinderärztin und Neonatologin, die ihre Arbeit mit Kindern von der Geburt an schätzt. Sie engagiert sich in der Klinik, Nachsorge und Forschung, um neue Wege für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu finden.

Alle Beiträge des Experten

Blinddarmentzündung beim Kind » Operation ist nötig

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Bauchschmerzen sind bei Kindern keine Seltenheit, denn Kinder geben bei der Frage nach Schmerzen oder Unwohlsein häufig Bauchweh an. Die Ursachen können harmlos sein, wenn die Kinder etwas Falsches gegessen haben. Es können psychische Ursachen hinter den Bauchschmerzen stecken und sogar eine Lungenentzündung kann sich mit Schmerzen im Bauch präsentieren.  


In allen Fällen, in denen ein Kind unter starken Bauchschmerzen leidet, ist es jedoch wichtig, eine sogenannte organische Ursache für die Schmerzen auszuschließen. Eine Krankheit verschiedener Bauchorgane kann sich durch Bauchschmerzen äußern. Diese können unterschiedlich und charakteristisch für das Organ sein oder auch sehr allgemein ausfallen, so dass es schwerfällt, sie voneinander zu unterscheiden. Eine wichtige Ursache für Bauchschmerzen ist die sogenannte Blinddarmentzündung oder Appendizitis.

Was genau ist eigentlich eine Blinddarmentzündung?

Bei einer Blinddarmentzündung, auch Appendizitis genannt, handelt es sich um eine Entzündung des Wurmfortsatzes. Der Wurmfortsatz oder Appendix (lat. Anhang) ist ein kleiner Blindsack, d.h. ein kleiner Fortsatz des Darmes, der „blind“ also ohne Ausgang endet. Zu den Ursachen der Blinddarmentzündung gehört ein Verschluss des Wurmfortsatzes durch feste Bestandteile des Stuhlganges oder durch einen Fremdkörper, ein Darminfekt oder ein Abknicken des Wurmfortsatzes. Auch ein Wurmbefall oder Tumore können eine Blinddarmentzündung auslösen.

Eine Blinddarmentzündung kann in jedem Alter auftreten. Besonders häufig tritt sie allerdings bei Kindern zwischen 5 und 12 Jahren auf. Gefährlich kann eine Blinddarmentzündung werden, wenn sie nicht oder zu spät erkannt wird. In diesen Fällen kann es zu einem sogenannten Blinddarmdurchbruch kommen, d.h. einer Eröffnung des Blinddarmes zur Bauchhöhle. Durch diese Eröffnung können Stuhlgang und Bakterien in den Bauchraum gelangen und dort eine lebensgefährliche Entzündung des sogenannten Bauchfells (Peritoneum) auslösen. Je jünger die Kinder sind, desto schwieriger ist es häufig, die Symptome einzuordnen und damit eine frühe Diagnose zu stellen.

Anzeichen einer Blinddarmentzündung

Erste Anzeichen einer Blinddarmentzündung können anhaltende, krampfartige Bauchschmerzen sein. Häufig beginnen die Schmerzen in einer anderen Region des Bauches, wie zum Beispiel im Oberbauch. Später „wandern“ die Schmerzen dann in den rechten Unterbauch. Dort ist der Bauch dann berührungsempfindlich.

Fieber, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen können ebenso zu den ersten Zeichen gehören. In vielen Fällen verstärken sich die Schmerzen und treten beim Gehen oder beim Hüpfen (besonders auf dem rechten Bein) auf.

Bei anhaltenden Bauchschmerzen, die den Allgemeinzustand des Kindes beeinträchtigen, sollte also unbedingt eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Diese macht am besten der Kinderarzt oder der Chirurg.

Diagnose

Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Blinddarmentzündung untersucht der Arzt das Kind von Kopf bis Fuß und konzentriert sich dann auf die Untersuchung des Bauches. Der Bauch wird zunächst mit dem Stethoskop „abgehört“, um die Darmgeräusche und damit die Aktivität des Darmes zu beurteilen. Dann tastet der Arzt den Bauch des Kindes ab. Hierbei wird er zunächst, wenn möglich, mit weniger schmerzhaften Bereichen beginnen und sich dann zur Untersuchung des rechten Unterbauches „vortasten“. Während der Untersuchung drückt der Arzt vorsichtig erst oberflächlich und dann etwas tiefer die Bauchdecke nach unten. Das Kind soll dabei seine Schmerzen möglichst genau angeben. Typisch für die Blinddarmentzündung sind Schmerzen bei der Untersuchung des rechten Unterbauches und der sogenannte „Loslass“-Schmerz bei der Untersuchung des linken Unterbauches. Zusätzlich kann der Arzt mit dem Finger vorsichtig den Enddarm des Kindes abtasten.

Ebenso wird die Körpertemperatur des Kindes gemessen und das Blut auf erhöhte Entzündungswerte untersucht. Eine Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane kann dabei helfen, verschiedene Ursachen für die Bauchschmerzen voneinander zu unterscheiden. Gegebenenfalls kann man Auffälligkeiten am Blinddarm durch den Ultraschall diagnostizieren.

Die einzige Therapie: Operation

Wurde eine Blinddarmentzündung diagnostiziert, muss der entzündete Wurmfortsatz möglichst zeitnah operativ entfernt werden. Nur so können gefährliche Komplikationen verhindert werden.

In vielen Fällen kann der Blinddarm im Rahmen einer sogenannten Bauchspiegelung entfernt werden. Hierbei werden die Instrumente zur Operation mit Hilfe einer Verlängerung durch zwei kleine Schnitte in den Bauchraum gebracht.

In anderen Fällen wird die Bauchdecke an einer Stelle mit einem etwas größeren Schnitt von wenigen Zentimetern eröffnet und der Blinddarm entfernt.

Über die Risiken der Operation klärt der Chirurg und der Narkosearzt die Eltern vor der Operation genau auf.

Fazit

  • Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist der Wurmfortsatz (auch Blinddarm, lat. Appendix) entzündet.
  • Typische Symptome sind Bauchschmerzen, die diffus sein können oder sich zunehmend auf den rechten Unterbauch konzentrieren, sowie ein reduzierter Allgemeinzustand, ggf. mit Erbrechen und Fieber.
  • Therapie ist die operative Entfernung des entzündeten Blinddarmes.
  • Die Entwicklung von Komplikationen wie der sogenannte Blinddarmdurchbruch kann für das Kind lebensgefährlich sein.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Dr. Anne Hilgendorff

Anne Hilgendorff ist Kinderärztin und Neonatologin, die ihre Arbeit mit Kindern von der Geburt an schätzt. Sie engagiert sich in der Klinik, Nachsorge und Forschung, um neue Wege für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu finden.

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In allen Fällen, in denen ein Kind unter starken Bauchschmerzen leidet, ist es jedoch wichtig, eine sogenannte organische Ursache für die Schmerzen auszuschließen. Eine Krankheit verschiedener Bauchorgane kann sich durch Bauchschmerzen äußern. Diese können unterschiedlich und charakteristisch für das Organ sein oder auch sehr allgemein ausfallen, so dass es schwerfällt, sie voneinander zu unterscheiden. Eine wichtige Ursache für Bauchschmerzen ist die sogenannte Blinddarmentzündung oder Appendizitis.

Was genau ist eigentlich eine Blinddarmentzündung?

Bei einer Blinddarmentzündung, auch Appendizitis genannt, handelt es sich um eine Entzündung des Wurmfortsatzes. Der Wurmfortsatz oder Appendix (lat. Anhang) ist ein kleiner Blindsack, d.h. ein kleiner Fortsatz des Darmes, der „blind“ also ohne Ausgang endet. Zu den Ursachen der Blinddarmentzündung gehört ein Verschluss des Wurmfortsatzes durch feste Bestandteile des Stuhlganges oder durch einen Fremdkörper, ein Darminfekt oder ein Abknicken des Wurmfortsatzes. Auch ein Wurmbefall oder Tumore können eine Blinddarmentzündung auslösen.

Eine Blinddarmentzündung kann in jedem Alter auftreten. Besonders häufig tritt sie allerdings bei Kindern zwischen 5 und 12 Jahren auf. Gefährlich kann eine Blinddarmentzündung werden, wenn sie nicht oder zu spät erkannt wird. In diesen Fällen kann es zu einem sogenannten Blinddarmdurchbruch kommen, d.h. einer Eröffnung des Blinddarmes zur Bauchhöhle. Durch diese Eröffnung können Stuhlgang und Bakterien in den Bauchraum gelangen und dort eine lebensgefährliche Entzündung des sogenannten Bauchfells (Peritoneum) auslösen. Je jünger die Kinder sind, desto schwieriger ist es häufig, die Symptome einzuordnen und damit eine frühe Diagnose zu stellen.

Anzeichen einer Blinddarmentzündung

Erste Anzeichen einer Blinddarmentzündung können anhaltende, krampfartige Bauchschmerzen sein. Häufig beginnen die Schmerzen in einer anderen Region des Bauches, wie zum Beispiel im Oberbauch. Später „wandern“ die Schmerzen dann in den rechten Unterbauch. Dort ist der Bauch dann berührungsempfindlich.

Fieber, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen können ebenso zu den ersten Zeichen gehören. In vielen Fällen verstärken sich die Schmerzen und treten beim Gehen oder beim Hüpfen (besonders auf dem rechten Bein) auf.

Bei anhaltenden Bauchschmerzen, die den Allgemeinzustand des Kindes beeinträchtigen, sollte also unbedingt eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Diese macht am besten der Kinderarzt oder der Chirurg.

Diagnose

Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Blinddarmentzündung untersucht der Arzt das Kind von Kopf bis Fuß und konzentriert sich dann auf die Untersuchung des Bauches. Der Bauch wird zunächst mit dem Stethoskop „abgehört“, um die Darmgeräusche und damit die Aktivität des Darmes zu beurteilen. Dann tastet der Arzt den Bauch des Kindes ab. Hierbei wird er zunächst, wenn möglich, mit weniger schmerzhaften Bereichen beginnen und sich dann zur Untersuchung des rechten Unterbauches „vortasten“. Während der Untersuchung drückt der Arzt vorsichtig erst oberflächlich und dann etwas tiefer die Bauchdecke nach unten. Das Kind soll dabei seine Schmerzen möglichst genau angeben. Typisch für die Blinddarmentzündung sind Schmerzen bei der Untersuchung des rechten Unterbauches und der sogenannte „Loslass“-Schmerz bei der Untersuchung des linken Unterbauches. Zusätzlich kann der Arzt mit dem Finger vorsichtig den Enddarm des Kindes abtasten.

Ebenso wird die Körpertemperatur des Kindes gemessen und das Blut auf erhöhte Entzündungswerte untersucht. Eine Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane kann dabei helfen, verschiedene Ursachen für die Bauchschmerzen voneinander zu unterscheiden. Gegebenenfalls kann man Auffälligkeiten am Blinddarm durch den Ultraschall diagnostizieren.

Die einzige Therapie: Operation

Wurde eine Blinddarmentzündung diagnostiziert, muss der entzündete Wurmfortsatz möglichst zeitnah operativ entfernt werden. Nur so können gefährliche Komplikationen verhindert werden.

In vielen Fällen kann der Blinddarm im Rahmen einer sogenannten Bauchspiegelung entfernt werden. Hierbei werden die Instrumente zur Operation mit Hilfe einer Verlängerung durch zwei kleine Schnitte in den Bauchraum gebracht.

In anderen Fällen wird die Bauchdecke an einer Stelle mit einem etwas größeren Schnitt von wenigen Zentimetern eröffnet und der Blinddarm entfernt.

Über die Risiken der Operation klärt der Chirurg und der Narkosearzt die Eltern vor der Operation genau auf.

Fazit

  • Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist der Wurmfortsatz (auch Blinddarm, lat. Appendix) entzündet.
  • Typische Symptome sind Bauchschmerzen, die diffus sein können oder sich zunehmend auf den rechten Unterbauch konzentrieren, sowie ein reduzierter Allgemeinzustand, ggf. mit Erbrechen und Fieber.
  • Therapie ist die operative Entfernung des entzündeten Blinddarmes.
  • Die Entwicklung von Komplikationen wie der sogenannte Blinddarmdurchbruch kann für das Kind lebensgefährlich sein.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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