Zwillingstransfusionssyndrom » Schwangerschaftskomplikation

Zwillingstransfusionssyndrom » Schwangerschaftskomplikation

Das Zwillingstransfusionssyndrom (FFTS) ist eine seltene Komplikation bei eineiigen Zwillingen, die sich eine Plazenta teilen. Ein Zwilling spendet Blut an den anderen, was für beide Zwillinge mit ernsthaften Risiken verbunden ist. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören das Absaugen des überschüssigen Fruchtwassers und vorgeburtliche Operationen, die die Überlebenschancen deutlich erhöhen.

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Durch eine pränatale Operation haben beide Kinder gute Lebens- und Entwicklungschancen – Das Zwillingstransfusionssyndrom (Fetofetales Transfusionssyndrom, FFTS) ist eine seltene Schwangerschaftskomplikation, die bei eineiigen Zwillingen auftritt, die sich eine Plazenta teilen. 


Zwillingstransfusionssyndrom – gefährliche Folgen für beide Babys

Von einem Zwillingstransfusionssyndrom ist in der Medizin nur dann die Rede, wenn das Gleichgewicht des Blutaustauschs nicht mehr gegeben ist. Einer der Zwillinge tritt dann als „Spender“ („Donator“) auf, das zweite Kind wird zum „Akzeptor“ oder Blutempfänger. Insgesamt ist diese Schwangerschaftskomplikation ausgesprochen selten.

Gefährliche Folgen hat das Zwillingstransfusionssyndrom für beide Babys. Der Spenderzwilling ist in seinem Wachstum eingeschränkt. Da sich seine Urinausscheidung vermindert, geht das Fruchtwasser in seiner Fruchthöhle stark zurück, in sehr ausgeprägten Fällen kann es sogar völlig fehlen. Er ist kleiner als der andere Zwilling und leidet unter allgemeiner Unterversorgung sowie Blutarmut (Anämie).

Der Akzeptor-Zwilling bildet dagegen eine überdurchschnittliche Menge Fruchtwasser, auch sein Blutvolumen steigt. Hierdurch kommt es zu einer starken Belastung von Herz und Kreislauf, was zu Wassereinlagerungen in allen Körpergeweben und zu Herzversagen führen kann.

Bei einem stark ausgeprägten, unbehandelten FFTS laufen beide Kinder Gefahr, im Mutterleib zu sterben. Falls ein Zwilling zunächst überlebt, kommt es in 26 Prozent aller Fälle über die Anastomosen zu einem späteren Verbluten. Auch das Risiko für Thrombosen, Gehirnschädigungen sowie einen frühzeitigen Tod im ersten Lebensjahr ist bei den überlebenden Kindern deutlich höher.

Welche Symptome verursacht ein Zwillingstransfusionssyndrom?

Bei der Mutter führt die Ausbildung eines Zwillingstransfusionssyndroms zu einigen Symptomen, die unverzüglich durch einen Arzt bewertet werden müssen:

  • Der Babybauch wächst ab der 16. Schwangerschaftswoche ungewöhnlich schnell und spannt auf unangenehme Art und Weise, da die Zunahme der Fruchtwassermenge innerhalb kürzester Zeit erfolgen kann.
  • Die Gebärmutter wird durch das vermehrte Fruchtwasser stark gedehnt, so dass sich ihr oberer Rand in einem vergleichsweise frühen Stadium der Schwangerschaft bereits zwischen Nabel und Brustbein tasten lässt.
  • Die Mutter leidet unter häufiger Kurzatmigkeit und hat starke Rückenschmerzen.
  • Die Bewegungen der Babys sind nicht mehr spürbar, da der Spenderzwilliing keine Kraft mehr dazu hat und die große Fruchtwassermenge des überversorgten Kindes die Wahrnehmung seiner Bewegungen unmöglich macht.

Wie erfolgt die medizinische Diagnose?

Zwillingsschwangerschaften gelten grundsätzlich als Risikoschwangerschaften und werden medizinisch besonders engmaschig überwacht. Ob beide Kinder von einer gemeinsamen Plazenta versorgt werden, ist zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche im Ultraschallbild besonders gut erkennbar. Falls dieser Fall gegeben ist, wird der Arzt das Befinden der Babys alle zwei Wochen durch eine Ultraschalluntersuchung überprüfen.

Parallel dazu erfolgt eine Differentialdiagnose, um eine Plazentainsuffizienz auszuschließen, bei der es ebenfalls zu einer unterschiedlichen Entwicklung der beiden Feten kommen kann, die Erhöhung der Fruchtwassermenge normalerweise jedoch ausbleibt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung des Zwillingstransfusionssyndroms erfolgt durch zwei verschiedene Methoden:

  • Um den Kreislauf des Empfängerzwillings zu entlasten und eine Frühgeburt zu verhindern, wird das überschüssige Fruchtwasser – gegebenenfalls mehrfach – punktiert und abgesaugt. Dieses Verfahren wird heute nur noch in Einzelfällen angewendet, da es die Schwangerschaftsdauer verkürzt und das Risiko von dauerhaften Schädigungen oder einem vorgeburtlichen Tod der Kinder höher ist.
  • Ein operativer Eingriff gilt heute in der pränatalen (vorgeburtlichen) Medizin als die beste Therapieoption. Er wird ausschließlich in darauf spezialisierten Pränatalzentren vorgenommen. Dabei werden die Bauchdecke der Mutter durch einen kleinen Schnitt geöffnet, das überschüssige Fruchtwasser punktiert und die verbundenen Blutgefäße durch einen Laserstrahl verödet.

In 80 Prozent der Fälle kann durch die Operation mindestens das Leben eines der Zwillinge gerettet werden, in rund 60 Prozent aller Fälle überleben beide Babys. Der Eingriff wird meist zwischen der 16. und 28. Schwangerschaftswoche vorgenommen. Nach der 28. Schwangerschaftswoche ist alternativ auch eine Geburtseinleitung möglich.

Nach einer solchen vorgeburtlichen Operation ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt generell erhöht. Die meisten Kinder kommen jedoch erst nach der vollendeten 30. Schwangerschaftswoche zur Welt, zum Teil bleibt die Schwangerschaft auch bis zum regulären Geburtstermin erhalten. Bleibende Schädigungen durch ein FFTS kommen nach der Operation heute nur noch bei etwa fünf Prozent der betroffenen Kinder vor.

Fazit

  • Ein Zwillingstransfusionssyndrom ist eine seltene Schwangerschaftskomplikation, von der ausschließlich eineiige Zwillinge betroffen sind, die sich eine Plazenta teilen
  • Bei solchen monochorialen Schwangerschaften bilden sich in der Plazenta Verbindungen zwischen den Blutgefäßen beider Kinder. Ein Zwillingstransfusionssyndrom entsteht, wenn der Blutaustausch zwischen den Zwillingen aus dem Gleichgewicht gerät
  • Ein unbehandeltes FFTS führt zu einer vorzeitigen Geburt und fast immer zum Tod beider Kinder
  • Durch eine vorgeburtliche Operation haben davon betroffene Babys heute sehr gute Lebens- und Entwicklungschancen
  • Bei dieser Erkrankung unbedingt in ein pränatales Zentrum gehen
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Durch eine pränatale Operation haben beide Kinder gute Lebens- und Entwicklungschancen – Das Zwillingstransfusionssyndrom (Fetofetales Transfusionssyndrom, FFTS) ist eine seltene Schwangerschaftskomplikation, die bei eineiigen Zwillingen auftritt, die sich eine Plazenta teilen. 


Zwillingstransfusionssyndrom – gefährliche Folgen für beide Babys

Von einem Zwillingstransfusionssyndrom ist in der Medizin nur dann die Rede, wenn das Gleichgewicht des Blutaustauschs nicht mehr gegeben ist. Einer der Zwillinge tritt dann als „Spender“ („Donator“) auf, das zweite Kind wird zum „Akzeptor“ oder Blutempfänger. Insgesamt ist diese Schwangerschaftskomplikation ausgesprochen selten.

Gefährliche Folgen hat das Zwillingstransfusionssyndrom für beide Babys. Der Spenderzwilling ist in seinem Wachstum eingeschränkt. Da sich seine Urinausscheidung vermindert, geht das Fruchtwasser in seiner Fruchthöhle stark zurück, in sehr ausgeprägten Fällen kann es sogar völlig fehlen. Er ist kleiner als der andere Zwilling und leidet unter allgemeiner Unterversorgung sowie Blutarmut (Anämie).

Der Akzeptor-Zwilling bildet dagegen eine überdurchschnittliche Menge Fruchtwasser, auch sein Blutvolumen steigt. Hierdurch kommt es zu einer starken Belastung von Herz und Kreislauf, was zu Wassereinlagerungen in allen Körpergeweben und zu Herzversagen führen kann.

Bei einem stark ausgeprägten, unbehandelten FFTS laufen beide Kinder Gefahr, im Mutterleib zu sterben. Falls ein Zwilling zunächst überlebt, kommt es in 26 Prozent aller Fälle über die Anastomosen zu einem späteren Verbluten. Auch das Risiko für Thrombosen, Gehirnschädigungen sowie einen frühzeitigen Tod im ersten Lebensjahr ist bei den überlebenden Kindern deutlich höher.

Welche Symptome verursacht ein Zwillingstransfusionssyndrom?

Bei der Mutter führt die Ausbildung eines Zwillingstransfusionssyndroms zu einigen Symptomen, die unverzüglich durch einen Arzt bewertet werden müssen:

  • Der Babybauch wächst ab der 16. Schwangerschaftswoche ungewöhnlich schnell und spannt auf unangenehme Art und Weise, da die Zunahme der Fruchtwassermenge innerhalb kürzester Zeit erfolgen kann.
  • Die Gebärmutter wird durch das vermehrte Fruchtwasser stark gedehnt, so dass sich ihr oberer Rand in einem vergleichsweise frühen Stadium der Schwangerschaft bereits zwischen Nabel und Brustbein tasten lässt.
  • Die Mutter leidet unter häufiger Kurzatmigkeit und hat starke Rückenschmerzen.
  • Die Bewegungen der Babys sind nicht mehr spürbar, da der Spenderzwilliing keine Kraft mehr dazu hat und die große Fruchtwassermenge des überversorgten Kindes die Wahrnehmung seiner Bewegungen unmöglich macht.

Wie erfolgt die medizinische Diagnose?

Zwillingsschwangerschaften gelten grundsätzlich als Risikoschwangerschaften und werden medizinisch besonders engmaschig überwacht. Ob beide Kinder von einer gemeinsamen Plazenta versorgt werden, ist zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche im Ultraschallbild besonders gut erkennbar. Falls dieser Fall gegeben ist, wird der Arzt das Befinden der Babys alle zwei Wochen durch eine Ultraschalluntersuchung überprüfen.

Parallel dazu erfolgt eine Differentialdiagnose, um eine Plazentainsuffizienz auszuschließen, bei der es ebenfalls zu einer unterschiedlichen Entwicklung der beiden Feten kommen kann, die Erhöhung der Fruchtwassermenge normalerweise jedoch ausbleibt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung des Zwillingstransfusionssyndroms erfolgt durch zwei verschiedene Methoden:

  • Um den Kreislauf des Empfängerzwillings zu entlasten und eine Frühgeburt zu verhindern, wird das überschüssige Fruchtwasser – gegebenenfalls mehrfach – punktiert und abgesaugt. Dieses Verfahren wird heute nur noch in Einzelfällen angewendet, da es die Schwangerschaftsdauer verkürzt und das Risiko von dauerhaften Schädigungen oder einem vorgeburtlichen Tod der Kinder höher ist.
  • Ein operativer Eingriff gilt heute in der pränatalen (vorgeburtlichen) Medizin als die beste Therapieoption. Er wird ausschließlich in darauf spezialisierten Pränatalzentren vorgenommen. Dabei werden die Bauchdecke der Mutter durch einen kleinen Schnitt geöffnet, das überschüssige Fruchtwasser punktiert und die verbundenen Blutgefäße durch einen Laserstrahl verödet.

In 80 Prozent der Fälle kann durch die Operation mindestens das Leben eines der Zwillinge gerettet werden, in rund 60 Prozent aller Fälle überleben beide Babys. Der Eingriff wird meist zwischen der 16. und 28. Schwangerschaftswoche vorgenommen. Nach der 28. Schwangerschaftswoche ist alternativ auch eine Geburtseinleitung möglich.

Nach einer solchen vorgeburtlichen Operation ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt generell erhöht. Die meisten Kinder kommen jedoch erst nach der vollendeten 30. Schwangerschaftswoche zur Welt, zum Teil bleibt die Schwangerschaft auch bis zum regulären Geburtstermin erhalten. Bleibende Schädigungen durch ein FFTS kommen nach der Operation heute nur noch bei etwa fünf Prozent der betroffenen Kinder vor.

Fazit

  • Ein Zwillingstransfusionssyndrom ist eine seltene Schwangerschaftskomplikation, von der ausschließlich eineiige Zwillinge betroffen sind, die sich eine Plazenta teilen
  • Bei solchen monochorialen Schwangerschaften bilden sich in der Plazenta Verbindungen zwischen den Blutgefäßen beider Kinder. Ein Zwillingstransfusionssyndrom entsteht, wenn der Blutaustausch zwischen den Zwillingen aus dem Gleichgewicht gerät
  • Ein unbehandeltes FFTS führt zu einer vorzeitigen Geburt und fast immer zum Tod beider Kinder
  • Durch eine vorgeburtliche Operation haben davon betroffene Babys heute sehr gute Lebens- und Entwicklungschancen
  • Bei dieser Erkrankung unbedingt in ein pränatales Zentrum gehen
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