Erste Hilfe » Verbrennung & Verätzung bei Baby und Kleinkind

Erste Hilfe » Verbrennung & Verätzung bei Baby und Kleinkind

Verbrennungen und Verätzungen sind bei Kindern keine Seltenheit. Vorbeugende Maßnahmen wie Herdschutzgitter und die sichere Aufbewahrung von ätzenden Stoffen können das Risiko verringern. Bei Unfällen sind rasche Erste Hilfe und ärztliche Betreuung wichtig.

Dr. Anne Rother

Kinderärztin Anne Katrin Rothe ist Kinder- und Jugendärztin, die ihren Kindheitstraum verwirklicht hat. Ihr medizinischer Werdegang führte sie von Bonn und London über die Schweiz und die USA nach München.…

Alle Beiträge des Experten

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Erste Hilfe am Kind – Neben Vergiftungen gehören Verbrennungen und Verätzungen zu den häufigsten medizinischen Notfällen bei Babys und Kleinkindern. Da sich der Umgang mit heißen Flüssigkeiten oder Gegenständen (Herd, Backofen, Kamin, Grill) im Alltag kaum vermeiden lässt, ist es wichtig, dass Erwachsene auf die entsprechenden Gefahrenquellen achten und die Kinder altersgerecht auf bestehende Risiken aufmerksam machen.


So vermeiden sie Verbrennungen im Alltag

Alltägliche Verbrennungsrisiken lassen sich vermeiden, indem Sie folgende Maßnahmen beherzigen:

  • heiße Getränke nie an den Tisch- und Schrankrand stellen
  • auf Tischdecken verzichten
  • keine Kabel von Wasserkochern am Schrank herabhängen lassen
  • ein Herdgitter anbringen
  • Pfannen- und Topfgriffe auf dem Herd nach hinten drehen
  • die Badewassertemperatur immer überprüfen
  • die Temperatur von Brei, Milchfläschchen oder Wärmekissen stets kontrollieren
  • offenes Feuer nur unter Beaufsichtigung brennen lassen
  • elektrische Geräte nicht auf Stand-By schalten

Haushaltsreiniger, Nagellackentferner und andere Substanzen des alltäglichen Gebrauchs enthalten ätzende Inhaltsstoffe wie Säuren oder Laugen. Sie können äußerliche und innerliche Verätzungen verursachen. Besonders gefährlich sind Verätzungen am Auge.

Sofortige Hilfsmaßnahmen bei Verätzungen und Verbrennungen

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Verbrennungs- oder Verätzungsunfall, sollten Sie schnell, aber ruhig, reagieren. Sind bei einem Verbrennungsunfall kleine Löschmaßnahmen durchzuführen, ist dies die erste und dringlichste Aufgabe.

Besteht ein nicht mehr zu löschendes Feuer, sollten Sie alle Betroffenen und sich aus der Gefahrenzone bringen und die Feuerwehr alarmieren. Danach stehen Erste-Hilfe-Maßnahmen im Vordergrund. Verbrannte Hautstellen sind ausdauernd zu kühlen und parallel sollte (sofern nicht schon geschehen) der Notarzt informiert werden. Verätzte Stellen sollten zunächst auch mit Wasser gespült werden.

Die Kühlung von Ätz- und Brandwunden darf stets nur mit klarem Wasser bis zu einer Stunde nach dem Unfall erfolgen. Die Wassertemperatur sollte nicht unter 15 Grad Celsius liegen, da es bei kälterem Wasser zu Kälteschäden oder einer stärkeren Durchblutung kommen kann, die die Schmerzen verstärken kann. Ebenfalls kann zu langes Kühlen unter Umständen zu Unterkühlungen führen.

Danach sollte die Ätz- oder Brandwunde steril abgedeckt und gegebenenfalls ärztlich behandelt werden. Bei Verbrühungen und Verätzungen ist es wichtig, die nasse, teilweise noch mit heißer bzw. ätzender Flüssigkeit durchtränkte Kleidung vorsichtig zu entfernen und die Dauer der Hitzeeinwirkung umgehend zu verkürzen. Birgt die Kleidung keine Verbrennungs- oder Verätzungsgefahr, sollte sie erst unter ärztlicher Aufsicht von der verletzten Haut gelöst werden.

Brandblasen sollten niemals geöffnet werden, da sonst eine hohe Infektionsgefahr besteht. Bei Verbrennungs- und Verätzungsunfällen mit Babys und Kleinkindern sollten Sie unbedingt eine Kinderklinik aufsuchen bzw. den Notruf wählen.

Bei Verätzungen der Augen muss sofort mit Wasser ausgespült werden. Vor allem wenn nur ein Auge betroffen ist, muss das andere Auge dabei gründlich abgedeckt werden. Das Auge sollte etwa 15 bis 20 Minuten lang mit Wasser gespült werden, das man aus circa 10 Zentimeter Abstand vom inneren zum äußeren Augenwinkel fließen lässt. Das Kind soll den Kopf dabei in Richtung der verletzten Augenseite neigen.

Die Bedeutung der Verbrennungs- und Verätzungsgrade

Die Intensität der Verbrennung bzw. Verätzung ist abhängig von:

  • der Einwirktemperatur bzw. der Aggressivität des ätzenden Stoffes
  • der Einwirkungsdauer

Je nachdem, wie schwer eine Verbrennung bzw. Verätzung ist, wird ein bestimmter Verletzungsgrad bestimmt. Bei einer Verbrennung / Verätzung 1. Grades zeigt sich die Haut rot, geschwollen und heiß. Die Schmerzen werden von vielen als brennend und stechend empfunden.

Kommt es zur Blasenbildung mit stärkeren Schmerzen besteht eine Verbrennung / Verätzung 2. Grades. Bei einer vollkommenen Zerstörung der oberen sowie tieferen Gewebeschichten sprechen Ärzte von einer Verbrennung / Verätzung 3. Grades.

Bei dieser werden Schmerzen durch die Schädigung der Nervenenden kurz nach dem Unfall weniger wahrgenommen, verstärken sich einige Zeit danach aber umso mehr. Während bei Erwachsenen ab 15 % verbrannter bzw. verätzter Körperoberfläche von einem lebensbedrohlichen Zustand ausgegangen wird, liegt dieser bei Kleinkindern schon bei 8 %.

© st-fotograf – Fotolia.com

Fazit

  • Im Alltag lauern viele Gefahrenquellen, die zu schweren Verbrennungen oder Verätzungen bei Kindern führen können.
  • Neben dem Einhalten der empfohlenen Vermeidungsmaßnahmen, sollten Eltern ihre Kinder auch immer altersgerecht über die Gefahren aufklären.
  • Im Falle einer Verbrennung oder Verätzung sollte die betroffene Stelle zügig mit ca. 15°C kaltem Wasser gekühlt werden. Es sollte auch immer ein Arzt aufgesucht, bzw. bei größeren Flächen sofort der Notarzt alarmiert werden.
Tipps von Kinderärztin Dr. Anne Rothe
  • Wenn Kinder versehentlich ätzende Flüssigkeiten (z.B. Haushaltsreiniger) trinken, sollten sie keinesfalls zum Erbrechen gebracht werden, sondern viel Wasser oder Tee nachtrinken, um die Flüssigkeit im Magen zu verdünnen.
  • Flüssigkeitsverlust und starke Schmerzen können bei Verätzungen zu einem Schock führen, bei dem das Kind dann bis zum Eintreffen des Notarztes in die Schocklage gelegt und warm gehalten werden muss.
  • Kinder mit umfangreichen Brandverletzungen sollten in darauf spezialisierten Kliniken behandelt werden, denn bereits ab 8% betroffener Körperoberfläche besteht Lebensgefahr.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Dr. Anne Rother

Kinderärztin Anne Katrin Rothe ist Kinder- und Jugendärztin, die ihren Kindheitstraum verwirklicht hat. Ihr medizinischer Werdegang führte sie von Bonn und London über die Schweiz und die USA nach München.…

Alle Beiträge des Experten

Unsere Ratgeber:

Erste Hilfe am Kind – Neben Vergiftungen gehören Verbrennungen und Verätzungen zu den häufigsten medizinischen Notfällen bei Babys und Kleinkindern. Da sich der Umgang mit heißen Flüssigkeiten oder Gegenständen (Herd, Backofen, Kamin, Grill) im Alltag kaum vermeiden lässt, ist es wichtig, dass Erwachsene auf die entsprechenden Gefahrenquellen achten und die Kinder altersgerecht auf bestehende Risiken aufmerksam machen.


So vermeiden sie Verbrennungen im Alltag

Alltägliche Verbrennungsrisiken lassen sich vermeiden, indem Sie folgende Maßnahmen beherzigen:

  • heiße Getränke nie an den Tisch- und Schrankrand stellen
  • auf Tischdecken verzichten
  • keine Kabel von Wasserkochern am Schrank herabhängen lassen
  • ein Herdgitter anbringen
  • Pfannen- und Topfgriffe auf dem Herd nach hinten drehen
  • die Badewassertemperatur immer überprüfen
  • die Temperatur von Brei, Milchfläschchen oder Wärmekissen stets kontrollieren
  • offenes Feuer nur unter Beaufsichtigung brennen lassen
  • elektrische Geräte nicht auf Stand-By schalten

Haushaltsreiniger, Nagellackentferner und andere Substanzen des alltäglichen Gebrauchs enthalten ätzende Inhaltsstoffe wie Säuren oder Laugen. Sie können äußerliche und innerliche Verätzungen verursachen. Besonders gefährlich sind Verätzungen am Auge.

Sofortige Hilfsmaßnahmen bei Verätzungen und Verbrennungen

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Verbrennungs- oder Verätzungsunfall, sollten Sie schnell, aber ruhig, reagieren. Sind bei einem Verbrennungsunfall kleine Löschmaßnahmen durchzuführen, ist dies die erste und dringlichste Aufgabe.

Besteht ein nicht mehr zu löschendes Feuer, sollten Sie alle Betroffenen und sich aus der Gefahrenzone bringen und die Feuerwehr alarmieren. Danach stehen Erste-Hilfe-Maßnahmen im Vordergrund. Verbrannte Hautstellen sind ausdauernd zu kühlen und parallel sollte (sofern nicht schon geschehen) der Notarzt informiert werden. Verätzte Stellen sollten zunächst auch mit Wasser gespült werden.

Die Kühlung von Ätz- und Brandwunden darf stets nur mit klarem Wasser bis zu einer Stunde nach dem Unfall erfolgen. Die Wassertemperatur sollte nicht unter 15 Grad Celsius liegen, da es bei kälterem Wasser zu Kälteschäden oder einer stärkeren Durchblutung kommen kann, die die Schmerzen verstärken kann. Ebenfalls kann zu langes Kühlen unter Umständen zu Unterkühlungen führen.

Danach sollte die Ätz- oder Brandwunde steril abgedeckt und gegebenenfalls ärztlich behandelt werden. Bei Verbrühungen und Verätzungen ist es wichtig, die nasse, teilweise noch mit heißer bzw. ätzender Flüssigkeit durchtränkte Kleidung vorsichtig zu entfernen und die Dauer der Hitzeeinwirkung umgehend zu verkürzen. Birgt die Kleidung keine Verbrennungs- oder Verätzungsgefahr, sollte sie erst unter ärztlicher Aufsicht von der verletzten Haut gelöst werden.

Brandblasen sollten niemals geöffnet werden, da sonst eine hohe Infektionsgefahr besteht. Bei Verbrennungs- und Verätzungsunfällen mit Babys und Kleinkindern sollten Sie unbedingt eine Kinderklinik aufsuchen bzw. den Notruf wählen.

Bei Verätzungen der Augen muss sofort mit Wasser ausgespült werden. Vor allem wenn nur ein Auge betroffen ist, muss das andere Auge dabei gründlich abgedeckt werden. Das Auge sollte etwa 15 bis 20 Minuten lang mit Wasser gespült werden, das man aus circa 10 Zentimeter Abstand vom inneren zum äußeren Augenwinkel fließen lässt. Das Kind soll den Kopf dabei in Richtung der verletzten Augenseite neigen.

Die Bedeutung der Verbrennungs- und Verätzungsgrade

Die Intensität der Verbrennung bzw. Verätzung ist abhängig von:

  • der Einwirktemperatur bzw. der Aggressivität des ätzenden Stoffes
  • der Einwirkungsdauer

Je nachdem, wie schwer eine Verbrennung bzw. Verätzung ist, wird ein bestimmter Verletzungsgrad bestimmt. Bei einer Verbrennung / Verätzung 1. Grades zeigt sich die Haut rot, geschwollen und heiß. Die Schmerzen werden von vielen als brennend und stechend empfunden.

Kommt es zur Blasenbildung mit stärkeren Schmerzen besteht eine Verbrennung / Verätzung 2. Grades. Bei einer vollkommenen Zerstörung der oberen sowie tieferen Gewebeschichten sprechen Ärzte von einer Verbrennung / Verätzung 3. Grades.

Bei dieser werden Schmerzen durch die Schädigung der Nervenenden kurz nach dem Unfall weniger wahrgenommen, verstärken sich einige Zeit danach aber umso mehr. Während bei Erwachsenen ab 15 % verbrannter bzw. verätzter Körperoberfläche von einem lebensbedrohlichen Zustand ausgegangen wird, liegt dieser bei Kleinkindern schon bei 8 %.

© st-fotograf – Fotolia.com

Fazit

  • Im Alltag lauern viele Gefahrenquellen, die zu schweren Verbrennungen oder Verätzungen bei Kindern führen können.
  • Neben dem Einhalten der empfohlenen Vermeidungsmaßnahmen, sollten Eltern ihre Kinder auch immer altersgerecht über die Gefahren aufklären.
  • Im Falle einer Verbrennung oder Verätzung sollte die betroffene Stelle zügig mit ca. 15°C kaltem Wasser gekühlt werden. Es sollte auch immer ein Arzt aufgesucht, bzw. bei größeren Flächen sofort der Notarzt alarmiert werden.
Tipps von Kinderärztin Dr. Anne Rothe
  • Wenn Kinder versehentlich ätzende Flüssigkeiten (z.B. Haushaltsreiniger) trinken, sollten sie keinesfalls zum Erbrechen gebracht werden, sondern viel Wasser oder Tee nachtrinken, um die Flüssigkeit im Magen zu verdünnen.
  • Flüssigkeitsverlust und starke Schmerzen können bei Verätzungen zu einem Schock führen, bei dem das Kind dann bis zum Eintreffen des Notarztes in die Schocklage gelegt und warm gehalten werden muss.
  • Kinder mit umfangreichen Brandverletzungen sollten in darauf spezialisierten Kliniken behandelt werden, denn bereits ab 8% betroffener Körperoberfläche besteht Lebensgefahr.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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