Angeber » Wenn Kinder prahlen und angeben

Angeber » Wenn Kinder prahlen und angeben

Das Bedürfnis von Kindern, ihre Erfolge mit anderen zu teilen und sich mit anderen zu vergleichen, fördert ihr Wachstum und ihre soziale Integration. Wenn Prahlerei zum Problem wird, ist dies oft auf Unsicherheit zurückzuführen, und Eltern können helfen, übermäßiges Prahlen zu minimieren, indem sie Stärken stärken und Akzeptanz fördern.

Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

Alle Beiträge des Experten

Angeber » Wenn Kinder prahlen und angeben

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Ein bisschen Wichtigtuerei an sich ist unbedenklich – Kleine Angeber: Kinder lernen fortlaufend etwas Neues und sind stolz darauf. Was sie schon alles können, wollen sie natürlich jedem zeigen.


Prahlen gehört dazu

„Wetten, ich bin schneller da als du?“ oder „Mein Zimmer ist größer als deins!“ – das sind typische Sätze von Kindern. Sich mit anderen zu messen ist völlig normal und wichtig für das spätere Leben. Es dient dazu, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und einen Platz in einer Gruppe zu finden.

Bisweilen drückt das Prahlen auch einfach Stolz aus. Haben Kinder etwas hinzugelernt, beispielsweise das Fahrradfahren, oder freuen sich über ein neues Spielzeug, möchten sie das kundtun.

Sie gehen mit ihrem Stolz viel unbeschwerter um als Erwachsene, weshalb diesen die Aufschneiderei bisweilen etwas peinlich ist. Das Verhalten ist aber Bestandteil einer Entwicklungsphase. Kinder brauchen Anerkennung, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen und zu erproben, wo sie in einem Gemeinschaftsgefüge stehen.

Indem sie sich mit anderen vergleichen, erkennen sie die eigenen Stärken. Um sich in eine Gruppe anderer Kinder zu integrieren, müssen sie ihren eigenen Stellenwert verdeutlichen. Sie müssen anderen klarmachen, was sie alles wissen, können und besitzen.

Ein bisschen Wichtigtuerei an sich ist also unbedenklich. Wenn sie dabei etwas dick auftragen oder gar flunkern, zeugt das von Unsicherheit: Sie fürchten, nicht akzeptiert zu werden, und polieren deshalb ihre Außendarstellung ein wenig auf. Erfahren sie Anerkennung, wird das Selbstbewusstsein gestärkt, entsprechend müssen sie immer weniger übertreiben.

Wann ist Angeben bedenklich?

Vergleiche mit anderen sind also eigentlich keine Angabe, sie erfüllen ihren Zweck in der Entwicklung. Das betrifft sowohl die eigenen Fähigkeiten und das Wissen als auch die Besitztümer.

Kinder werden zunehmend selbstständiger und erleben wahre Glücksgefühle, wenn sie sich endlich alleine die Jacke zumachen und die Schuhe binden können. An diesen lassen sie die Welt teilhaben, nichts ist schließlich so toll wie die eben erlernten Fähigkeiten.

Auf einmal können und wissen Kinder alles besser. Indem sie etwas übertreiben, drücken sie ihre Begeisterung aus. Die wahren Stärken und Schwächen lernen sie erst noch objektiv kennen – beim Spielen, Rennen und Basteln erkennen sie ihre eigene und die Individualität anderer.

Bedenklich wird es, wenn sie ihren Stellenwert ausschließlich über ihren Besitz oder den der Eltern definieren und auch andere nur noch auf dieser Basis beurteilen: Je besser sie ihre Stärken und Fähigkeiten einzuschätzen lernen und das Selbstwertgefühl davon profitiert, umso überflüssiger wird es, dick aufzutragen.

Das ausschließliche Messen an Besitztümern zeugt im Umkehrschluss von fehlendem Selbstwertgefühl. Dasselbe trifft zu, wenn sie nicht nur ein wenig übertreiben oder flunkern, sondern ständig Dinge erfinden, um andere zu beeindrucken.

Möchte Ihr Kind ein Gefühl von Unbedeutsamkeit mit Wichtigtuerei kompensieren oder droht sich diese zur Charaktereigenschaft zu entwickeln, haben Sie verschiedene Möglichkeiten einzugreifen.

Was Eltern tun können

Haben Sie den Eindruck, Ihr Kind entwickelt sich zu einem echten Angeber oder übertreibt ständig mit Unwahrheiten, ist Ursachenforschung angesagt. Keinesfalls sollten Sie es vor anderen Menschen zurechtweisen oder Lügen aufdecken, damit würden Sie es nur bloßstellen.

In einer ruhigen Minute können Sie mit ihm darüber sprechen, um herauszufinden, was dahintersteckt. Weisen Sie Ihr Kind nicht zurecht: Ständige Aufschneidereien fallen auch anderen Kindern auf, diese werden es früher oder später ohnehin darauf aufmerksam machen.

Wichtiger und sinnvoller ist es, das Selbstbewusstsein zu stärken. Was kann Ihr Kind besonders gut? Fördern Sie seine Stärken und bestätigen Sie es darin. Sie können ihm auch erzählen, was Sie selbst nicht so gut können und erklären, dass das gar nicht schlimm ist, denn jeder Mensch hat andere Stärken und Schwächen.

Indem Sie Ihrem Kind helfen, Komplexe und Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden, wirken Sie übertriebenem Geltungsbedürfnis entgegen. Entwickelt Ihr Kind ein gesundes Selbstbewusstsein, hat es schließlich keine Angeberei mehr nötig.

Das Prahlen kann seine Ursache auch in ständiger Kritik und zu hohen Anforderungen haben. Beides sollten Sie dann herunterschrauben und durch Ermutigung und Lob ersetzen. Geben Sie Ihrem Kind außerdem das Gefühl, dass es um seiner selbst Willen geliebt wird und keine Missachtung aufgrund einer Schwäche erfährt.

Prahlt Ihr Kind ständig mit materiellen Dingen, können Sie ihm verdeutlichen, dass diese weniger wichtig sind als die inneren Werte. Fühlt sich Ihr Kind selbst wertgeschätzt, muss es mangelndes Selbstwertgefühl nicht durch derartige Prahlereien ersetzen.

Achten Sie auch darauf, wie Sie selbst mit anderen Menschen umgehen. Indem Sie Ihrem Kind vorleben, dass Sie andere Menschen unabhängig von deren Besitztümern und Fähigkeiten respektieren, lernt es, dass sich niemand besonders hervorheben muss, um anerkannt zu werden.

Wenn andere Kinder angeben

Angeber unter sich: Einer übertreibt in seiner Selbstdarstellung, der andere versucht, dies zu toppen, woraufhin der Erste noch dicker auftragen muss … Das lässt sich endlos fortsetzen. Auch ein Kind, dass sich noch selbst entdeckt und einzuschätzen lernt, kann sich in eine solche Spirale hineinziehen lassen.

Ein Angeber versucht, sich besser darzustellen als andere. Das impliziert zwangsläufig, dass der Gegenüber weniger wert ist. In der Entwicklung befindliche Kinder können das besonders stark empfinden und zu einer entsprechenden Reaktion neigen, wenn Sie mit Prahlerei konfrontiert werden.

Wiederum gilt es, das Selbstwertgefühl des eigenen Kindes zu stärken. Je stabiler dieses ist, umso weniger fühlt es sich durch die Angeberei eines anderen herabgesetzt und genötigt, darauf zu reagieren.

Sie können Ihrem Kind auch den Grund erklären, warum einige andere Kinder so angeben. Erkennt es, dass sie sich aus Unsicherheit so verhalten, fällt ihm der Umgang damit leichter.

Veranschaulichen Sie ihm auch, dass es im Leben wichtiger ist, sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen, als sich um die anderer zu kümmern.

© Sergii Figurnyi – Fotolia.com

Fazit

  • Kleine Übertreibungen sind normal
  • Durch Vergleiche werden eigene Stärken und Schwächen erkannt
  • Das eigene Können macht stolz
  • Freude darüber wird übertrieben kundgetan
  • Mangelndes Selbstwertgefühl führt zu Angeberei
  • Kinder müssen ihr Selbstwertgefühl noch entwickeln
  • Damit lässt Angeberei schließlich nach
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Nehmen Sie Ihr Kind zur Seite und sprechen es auf sein Verhalten an
  • Nicht vor anderen bloßstellen
  • Gemeinsam die Situation durchsprechen und andere Verhaltensmuster aufzeigen
  • Unterschied zwischen „auf etwas stolz sein“ und „jemand anderen klein machen“ erklären
terapisti testato

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

Alle Beiträge des Experten

Unsere Ratgeber:

Ein bisschen Wichtigtuerei an sich ist unbedenklich – Kleine Angeber: Kinder lernen fortlaufend etwas Neues und sind stolz darauf. Was sie schon alles können, wollen sie natürlich jedem zeigen.


Prahlen gehört dazu

„Wetten, ich bin schneller da als du?“ oder „Mein Zimmer ist größer als deins!“ – das sind typische Sätze von Kindern. Sich mit anderen zu messen ist völlig normal und wichtig für das spätere Leben. Es dient dazu, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und einen Platz in einer Gruppe zu finden.

Bisweilen drückt das Prahlen auch einfach Stolz aus. Haben Kinder etwas hinzugelernt, beispielsweise das Fahrradfahren, oder freuen sich über ein neues Spielzeug, möchten sie das kundtun.

Sie gehen mit ihrem Stolz viel unbeschwerter um als Erwachsene, weshalb diesen die Aufschneiderei bisweilen etwas peinlich ist. Das Verhalten ist aber Bestandteil einer Entwicklungsphase. Kinder brauchen Anerkennung, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen und zu erproben, wo sie in einem Gemeinschaftsgefüge stehen.

Indem sie sich mit anderen vergleichen, erkennen sie die eigenen Stärken. Um sich in eine Gruppe anderer Kinder zu integrieren, müssen sie ihren eigenen Stellenwert verdeutlichen. Sie müssen anderen klarmachen, was sie alles wissen, können und besitzen.

Ein bisschen Wichtigtuerei an sich ist also unbedenklich. Wenn sie dabei etwas dick auftragen oder gar flunkern, zeugt das von Unsicherheit: Sie fürchten, nicht akzeptiert zu werden, und polieren deshalb ihre Außendarstellung ein wenig auf. Erfahren sie Anerkennung, wird das Selbstbewusstsein gestärkt, entsprechend müssen sie immer weniger übertreiben.

Wann ist Angeben bedenklich?

Vergleiche mit anderen sind also eigentlich keine Angabe, sie erfüllen ihren Zweck in der Entwicklung. Das betrifft sowohl die eigenen Fähigkeiten und das Wissen als auch die Besitztümer.

Kinder werden zunehmend selbstständiger und erleben wahre Glücksgefühle, wenn sie sich endlich alleine die Jacke zumachen und die Schuhe binden können. An diesen lassen sie die Welt teilhaben, nichts ist schließlich so toll wie die eben erlernten Fähigkeiten.

Auf einmal können und wissen Kinder alles besser. Indem sie etwas übertreiben, drücken sie ihre Begeisterung aus. Die wahren Stärken und Schwächen lernen sie erst noch objektiv kennen – beim Spielen, Rennen und Basteln erkennen sie ihre eigene und die Individualität anderer.

Bedenklich wird es, wenn sie ihren Stellenwert ausschließlich über ihren Besitz oder den der Eltern definieren und auch andere nur noch auf dieser Basis beurteilen: Je besser sie ihre Stärken und Fähigkeiten einzuschätzen lernen und das Selbstwertgefühl davon profitiert, umso überflüssiger wird es, dick aufzutragen.

Das ausschließliche Messen an Besitztümern zeugt im Umkehrschluss von fehlendem Selbstwertgefühl. Dasselbe trifft zu, wenn sie nicht nur ein wenig übertreiben oder flunkern, sondern ständig Dinge erfinden, um andere zu beeindrucken.

Möchte Ihr Kind ein Gefühl von Unbedeutsamkeit mit Wichtigtuerei kompensieren oder droht sich diese zur Charaktereigenschaft zu entwickeln, haben Sie verschiedene Möglichkeiten einzugreifen.

Was Eltern tun können

Haben Sie den Eindruck, Ihr Kind entwickelt sich zu einem echten Angeber oder übertreibt ständig mit Unwahrheiten, ist Ursachenforschung angesagt. Keinesfalls sollten Sie es vor anderen Menschen zurechtweisen oder Lügen aufdecken, damit würden Sie es nur bloßstellen.

In einer ruhigen Minute können Sie mit ihm darüber sprechen, um herauszufinden, was dahintersteckt. Weisen Sie Ihr Kind nicht zurecht: Ständige Aufschneidereien fallen auch anderen Kindern auf, diese werden es früher oder später ohnehin darauf aufmerksam machen.

Wichtiger und sinnvoller ist es, das Selbstbewusstsein zu stärken. Was kann Ihr Kind besonders gut? Fördern Sie seine Stärken und bestätigen Sie es darin. Sie können ihm auch erzählen, was Sie selbst nicht so gut können und erklären, dass das gar nicht schlimm ist, denn jeder Mensch hat andere Stärken und Schwächen.

Indem Sie Ihrem Kind helfen, Komplexe und Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden, wirken Sie übertriebenem Geltungsbedürfnis entgegen. Entwickelt Ihr Kind ein gesundes Selbstbewusstsein, hat es schließlich keine Angeberei mehr nötig.

Das Prahlen kann seine Ursache auch in ständiger Kritik und zu hohen Anforderungen haben. Beides sollten Sie dann herunterschrauben und durch Ermutigung und Lob ersetzen. Geben Sie Ihrem Kind außerdem das Gefühl, dass es um seiner selbst Willen geliebt wird und keine Missachtung aufgrund einer Schwäche erfährt.

Prahlt Ihr Kind ständig mit materiellen Dingen, können Sie ihm verdeutlichen, dass diese weniger wichtig sind als die inneren Werte. Fühlt sich Ihr Kind selbst wertgeschätzt, muss es mangelndes Selbstwertgefühl nicht durch derartige Prahlereien ersetzen.

Achten Sie auch darauf, wie Sie selbst mit anderen Menschen umgehen. Indem Sie Ihrem Kind vorleben, dass Sie andere Menschen unabhängig von deren Besitztümern und Fähigkeiten respektieren, lernt es, dass sich niemand besonders hervorheben muss, um anerkannt zu werden.

Wenn andere Kinder angeben

Angeber unter sich: Einer übertreibt in seiner Selbstdarstellung, der andere versucht, dies zu toppen, woraufhin der Erste noch dicker auftragen muss … Das lässt sich endlos fortsetzen. Auch ein Kind, dass sich noch selbst entdeckt und einzuschätzen lernt, kann sich in eine solche Spirale hineinziehen lassen.

Ein Angeber versucht, sich besser darzustellen als andere. Das impliziert zwangsläufig, dass der Gegenüber weniger wert ist. In der Entwicklung befindliche Kinder können das besonders stark empfinden und zu einer entsprechenden Reaktion neigen, wenn Sie mit Prahlerei konfrontiert werden.

Wiederum gilt es, das Selbstwertgefühl des eigenen Kindes zu stärken. Je stabiler dieses ist, umso weniger fühlt es sich durch die Angeberei eines anderen herabgesetzt und genötigt, darauf zu reagieren.

Sie können Ihrem Kind auch den Grund erklären, warum einige andere Kinder so angeben. Erkennt es, dass sie sich aus Unsicherheit so verhalten, fällt ihm der Umgang damit leichter.

Veranschaulichen Sie ihm auch, dass es im Leben wichtiger ist, sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen, als sich um die anderer zu kümmern.

© Sergii Figurnyi – Fotolia.com

Fazit

  • Kleine Übertreibungen sind normal
  • Durch Vergleiche werden eigene Stärken und Schwächen erkannt
  • Das eigene Können macht stolz
  • Freude darüber wird übertrieben kundgetan
  • Mangelndes Selbstwertgefühl führt zu Angeberei
  • Kinder müssen ihr Selbstwertgefühl noch entwickeln
  • Damit lässt Angeberei schließlich nach
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Nehmen Sie Ihr Kind zur Seite und sprechen es auf sein Verhalten an
  • Nicht vor anderen bloßstellen
  • Gemeinsam die Situation durchsprechen und andere Verhaltensmuster aufzeigen
  • Unterschied zwischen „auf etwas stolz sein“ und „jemand anderen klein machen“ erklären
terapisti testato

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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